Düsseldorf im Frühjahr 1945. Der Krieg ist fast verloren, die Alliierten stehen vor den Toren der Stadt, bereit, diese ›sturmreif‹ zu bombardieren. Die Bevölkerung hat sich mehrfach den Räumungsbefehlen der Nazis widersetzt. Hitler verhängt schließlich mit dem ›Nero-Befehl‹ – Kampf bis zum letzten Mann – das Todesurteil über Düsseldorf. Das ist der Moment, in dem ein Dutzend Männer um den Rechtsanwalt Dr. Karl August Wiedenhofen und den Architekten Aloys Odenthal vom geistigen zum aktiven Widerstand übergehen und mit der ›Aktion Rheinland‹ die Geschichte der Stadt entscheidend beeinflussen. Am 16. April 1945 geloben sie auf Leben und Tod, die Stadt vor der endgültigen Vernichtung zu schützen. Mit Hilfe des Polizeioberstleutnants Franz Jürgens besetzen sie wenig später das Polizeipräsidium, lassen sich Vollmachten für die Alliierten ausstellen und machen sich auf den Weg zu den Amerikanern, um mit ihnen über die kampflose Übergabe der Stadt zu verhandeln. Ein Kamikaze-Unternehmen mitten in den letzten Tagen eines grausamen Krieges.
Das Theaterkollektiv Pièrre.Vers beschäftigt sich erneut mit Düsseldorf in der Zeit des Nationalsozialismus. Aktion:Aktion! zeichnet anhand von Zeitzeugenaussagen die Ereignisse vom 16. und 17. April 1945 nach. Am historischen Schauplatz trifft die Vergangenheit auf die Gegenwart: Die Performance findet auf dem Hof des Polizeipräsidiums unter freiem Himmel statt, das Publikum wird mittels eines Kopfhörersystems mit den Akteur*innen verbunden. Aktion:Aktion! stellt Fragen, die bis heute aktuell sind: Ist jemand ein Held, wenn er sich am Ende einer erfolgreichen Karriere in einem Unrechtsregime gegen ebenjenes stellt – oder bleibt er Täter? Ist die Motivation für den Widerstand höher zu bewerten als die Tat selbst? Und welchen Unterschied kann ein einzelner Mensch im Zusammenhang des großen Ganzen machen, damals und heute? Was ist das Erbe der Stadt Düsseldorf und wie beeinflusst es die Gegenwart?
Das Theaterkollektiv Pièrre.Vers ist ein Zusammenschluss professioneller Theaterschaffender unter der künstlerischen Leitung des Regisseurs und Schauspielers Christof Seeger-Zurmühlen und der Schauspielerin Julia Dillmann mit Sitz in Düsseldorf. Seit 2012 entwickelt die Gruppe performative, immersive Formate im öffentlichen und halböffentlichen Raum, in denen globalgesellschaftlich relevante Themen an Hand des Mikrokosmos Stadt untersucht werden. Aktuell setzt sich das Kollektiv mit dem zunehmenden Nationalismus in Politik und Gesellschaft auseinander: Im Rahmen des mehrteiligen Kunst- und Forschungsprojekts ›Historification – Gegenwart im Spiegel der Geschichte‹ ist 2019 bereits das Stück Schwarz-helle Nacht entstanden.
Mit Anna Magdalena Beetz, Julia Dillmann, Jonathan Schimmer, Alexander Steindorf
Christof Seeger-Zurmühlen – Regie
Juliane Hendes – Textfassung
Simone Grieshaber – Ausstattung
Bojan Vuletić – Musikalische Leitung und Komposition
Chriss Gross – Komposition und Livemusik
Vom 21.-29.09.2020 finden weitere Vorstellungen im Rahmen des Düsseldorf Festivals statt.
Eine Produktion von Theaterkollektiv Pièrre.Vers in Koproduktion mit dem asphalt Festival und dem düsseldorf festival, gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, der Kunststiftung NRW, dem Kulturamt Düsseldorf, der Bürgerstiftung Düsseldorf, der Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf, in Kooperation mit der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf
Mit freundlicher Unterstützung des Polizeipräsidiums Düsseldorf