Auf dem Höhepunkt der griechischen Finanzkrise 2012 zogen Rechtsextreme durch Athen und machten Jagd auf Einwanderer. Sie forderten, die Stadt ›zu säubern‹ und ›auszumisten‹. Die Theatermacher Anestis Azas und Prodromos Tsinikoris hinterfragten die Parolen: Wer säubert denn eigentlich Athen? Wer räumt Tag für Tag den Dreck weg? Es sind Menschen aus aller Herren Länder, also genau die Migranten, die Ziel der rassistischen Übergriffe waren. In Clean City werden diese Namenlosen zu Hauptdarstellern: Fünf echte Putzfrauen aus Athen stehen auf der Bühne, Migrantinnen aus Albanien, Bulgarien, Südafrika, Moldawien und von den Philippinen.
Sie sind geborene Entertainerinnen, offenherzig, selbstbewusst und mit teils derbem Humor – und stellen gleich zu Beginn klar, dass sie nach der Vorstellung keine Kaugummis unter den Sitzen sehen wollen. Seit Jahren verdienen diese starken Frauen ihren Lebensunterhalt damit, den Dreck anderer wegzumachen, und nun erzählen sie uns von sich: von Familie, Heimat, geplatzten Träumen und wie man seine Würde behält, während man den Schmutz bekämpft. Und zwischendurch singen sie ausgelassen Schnulzen und tanzen mit Staubwedeln. Diese Frauen räumen auf – auch mit ihren und unseren Vorurteilen.
Clean City wurde erstmalig im Februar 2016 in Athen aufgeführt und eroberte von dort aus die Bühnen Europas. Das gefeierte Theaterstück war unter anderem schon in Frankreich, der Schweiz, Slowenien, Litauen, Portugal und Belgien zu sehen, immer auf griechisch mit Übertiteln in der jeweiligen Landessprache.
Die jungen Regisseure Anestis Azas und Prodromos Tsinikoris leben und arbeiten überwiegend in Griechenland und Deutschland. Sie waren u. a. zum Internationalen Forum des Berliner Theatertreffens eingeladen und als Regieassistenten bei Rimini Protokoll tätig. Gemeinsam haben sie bereits mehrere dokumentarische und auf biografischem Material basierende Theaterstücke geschrieben und inszeniert. Seit 2015 sind sie die künstlerischen Leiter der Experimentierbühne des griechischen Nationaltheaters in Athen.
»Ein großartiges Stück Gegenwart, ein Text über Globalisierung und Heimat, Sehnsucht und Familie, das Verschwinden der Mittelklasse und die Träume, die Europa noch immer für so viele birgt.« (Süddeutsche Zeitung)
»Das politische Theater soll tot sein? Ganz im Gegenteil, die Bühne bleibt das beste Forum, auf dem sich alles denken und mit Witz und Lebendigkeit erfinden lässt. Und der Sinn fürs Komische, Spielerische, mit dem diese Frauen Federwisch und Besen schwingen, ist ihre schönste Widerstandswaffe. Wirksamer als jede todbringende Klage. Lachend lebt es sich besser als in Tränen.« (Télérama)
In griechischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Dauer: 1 Std. 15 Min.
Die Veranstaltung ist barrierefrei.
Mit Lauretta Macauley, Rositsa Pandalieva, Fredalyn Resurreccion, Drita Shehi, Valentina Ursache
Regie und Stückentwicklung – Anestis Azas, Prodromos Tsinikoris
Bühne und Kostüm – Eleni Stroulia
Licht – Eliza Alexandropoulou
Musik – Panagiotis Manouilidis
Video – Nikos Pastras
Dramaturgie – Margarita Tsomou
Regieassistenz – Ioanna Valsamidou, Liana Taousiani
Kostüm- und Bühnenbildassistenz – Zaire Falirea
Puppenbau – Yiannis Katranitsas
Videoauftritt – Nelly Kambouri
Produktionsleitung – Vasilis Chrysanthopoulos
Ein Theaterprojekt des Goethe-Instituts in Kooperation mit den Münchner Kammerspielen. Koproduktion und Touring Support: Onassis Cultural Centre Athens